05.10.2018
05.10.2018
Kein Kinderspiel: Väter suchen Mitstreiter für Gesamt-Elternbeirat e.V. - Nürnberg
Uwe Kriebel und Rüdiger Singer engagieren sich für Erziehungsarbeit in Nürnberg - 05.10.2018 13:58 Uhr
NÜRNBERG - Kein Kinderspiel: Rüdiger Singer (41) und sein Stellvertreter Uwe Kriebel (40) setzen sich im Gesamt-Eltern-Beirat Kindertagesstätten (GEB) für das Wohl der Jungen und Mädchen in Nürnbergs Kitas ein.
Nicht nur unter den Erziehern trifft man mittlerweile den einen oder anderen Mann an. Auch in den Elternbeiräten der Kitas engagieren sich immer mehr Väter für das Wohl ihrer Kinder. © Foto:Jens Büttner/dpa
Herr Singer, Herr Kriebel, in den Kitas arbeiten fast nur Erzieherinnen. Auf der Elternseite wiederum trifft man bei Elternabenden oder in Elternbeiräten — egal ob in Kindergarten oder Schule — vor allem Mütter an. Wie kommt es da, dass der Vorsitzende des GEB und sein Stellvertreter Männer sind?
Uwe Kriebel: Das ist wie überall in der Gesellschaft: Je höher man schaut, umso mehr Männer trifft man (lacht). Nein, das ist natürlich nur Spaß. Für mich war von Anfang an klar, ich möchte mich in unserem Kindergarten engagieren und nicht nur mein Kind "abgeben".
Rüdiger Singer: Also, ich bin einfach ein moderner Vater, der sich gerne mit seinen Kindern und ihrer Erziehung beschäftigt.
Kriebel: Erziehungsarbeit ist doch längst nicht mehr eine reine Frauendomäne. Das beobachte ich im Kindergarten meiner Tochter. Oder auch in der Arbeitswelt, wo Männer mittlerweile ganz selbstverständlich Elternzeit nehmen . . .
Wirklich?
Singer: Ja. Ich erlebe bei mir in der Arbeit sogar, dass viele auf ihr Recht auf Elternzeit pochen, sich diese Auszeit für ihre Kinder nehmen und dabei regelrecht aufblühen.
Das spricht ja eher für Kindererziehung zu Hause als in der Kita?
Singer: Nein, meine Frau hätte ja sogar die Möglichkeit gehabt, zu Hause beim Kind zu bleiben. Aber mir war wichtig, dass unser Sohn in eine gute Kita kommt, damit er andere Kinder kennenlernt und Freunde gewinnt. Allein bei der Frage, was man mit dem Kind Tag für Tag spielt und ihm dabei Neues beibringt, wären wir als Eltern irgendwann überfordert, obwohl ich sehr bemüht und gut informiert bin.
Kriebel: Du kommst ja nicht mal aus dem sozialen Bereich. Ich bin in der Pflegewirtschaft tätig, wo ich mit behinderten Menschen arbeite, und weiß daher, welchen großartigen und nicht zu unterschätzenden Beitrag die Erzieherinnen leisten. Aber selbst ich würde nicht mit vielen lauten und aufgeweckten Kindern arbeiten wollen.
Starkes Duo im Dienste der Kinder: Rüdiger Singer (li.) und Uwe Kriebel engagieren sich im Gesamt-Eltern-Beirat der Nürnberger Kitas. © Foto: Volkan Altunordu
Und wie sind Sie dann beim GEB gelandet?
Kriebel: Ich bin mit einem Anliegen als Elternbeiratsmitglied auf den GEB aufmerksam geworden und habe mich beraten lassen. Der Kontakt ist nie abgerissen und ich bin der Einladung zur Vorstandswahl gefolgt. Heute bin ich stellvertretender Vorsitzender.
Singer: Als Mitglied im Elternbeirat der Krippe habe ich die Einladung zur einer GEB-Veranstaltung erhalten. Ich war neugierig und wollte mich informieren, welche Aufgaben der Elternbeirat eigentlich hat . . .
Welche Aufgaben hat er denn?
Kriebel: Er ist auf jeden Fall nicht nur dazu da, einmal im Jahr das Sommerfest zu organisieren. Neben der Einrichtungsleitung und dem Personal hat ja auch der Elternbeirat einen großen Einfluss darauf, wie gut eine Kita ist. Er hat gegenüber der Einrichtungsleitung beispielsweise Anhörungsrechte in wichtigen Fragen, wie etwa bei der Festlegung der Schließungstermine. Und er kann durchaus eigene Anregungen einbringen...
...wie zum Beispiel?
Singer: Wenn in einer Kita etwa die Zahl muslimischer Kinder gestiegen ist, könnte der Beirat Aktivitäten vorschlagen, um ihre Kultur den anderen Kindern vorzustellen. Oder wenn es viele Kinder mit Sprachproblemen gibt, anregen, einen Logopäden hinzuzuziehen. Viele Einrichtungen sind dankbar für Anreize von außen.
Aber was, wenn die Einrichtungsleitung gegenüber Vorschlägen oder vor allem Kritik verschlossen bleibt?
Kriebel: Dann kommt der Gesamt-Eltern-Beirat ins Spiel, Wir sind Ansprechpartner der Elternbeiräte, ihre Anlaufstelle bei Problemen und gegebenenfalls auch ihr Sprachrohr gegenüber dem Träger. Unsere Stimme hat schon mehr Gewicht — sowohl in der Verwaltung als auch in der Öffentlichkeit. Und negative Publicity will jeder Träger vermeiden.
Was macht der GEB sonst so, außer Beschwerde-Management?
Singer: Wir klären vor allem die Elternbeiräte darüber auf, was ihre Rechte, aber auch ihre Pflichten sind, mit Infomaterial, Seminaren und Ähnlichem.
Eine durchaus abwechslungsreiche Aufgabe, für die sich bislang aber nicht sonderlich viele interessieren?
Singer: Ja, als wir damals gewählt wurden, haben wir uns als Ziel eine Zahl von 500 Mitgliedern gesetzt. Davon sind wir zugegebenermaßen noch weit entfernt.
Woran liegt das?
Kriebel: Den meisten ist es heutzutage oft zu viel, neben dem Job noch woanders Verantwortung zu übernehmen . . .
Singer: Es mangelt natürlich auch an Kandidaten, weil viele nur sehen: Es funktioniert alles schon.
Vielleicht schreckt aber auch die Arbeit ab? Wie hoch ist denn der Aufwand für potenzielle Mitstreiter?
Singer: Von... bis. Das hat jeder in der eigenen Hand.
Kriebel: Man kann schon sehr viel Arbeit reinstecken. Bei uns beiden dürften es gut zehn Stunden pro Woche sein. Aber grundsätzlich gilt: Was geht, ist auch genug. Und die Familie kommt immer noch vor dem sozialen Engagement. Auch bei uns.
Singer: Es gibt zudem auch die Möglichkeit der passiven Mitgliedschaft. Wir sind natürlich der Stadt dankbar, dass sie es sich leistet und die Arbeit des GEB finanziell unterstützt. Aber auch Einzelpersonen können der "Lobby der Kinder" mit einem Jahresbeitrag von nur zehn Euro helfen.
Und was spricht aus Ihrer Sicht dafür, sich aktiv einzubringen?
Kriebel: Unserer Kinder haben es verdient, dass man sich für sie einsetzt, da sie keine eigene Lobby haben und unsere Zukunft sind. Wo geht das besser als bei uns, denn in der Kita wird der Grundstein für alle weiteren Wege unserer Kinder gelegt.
Singer: Als wir vor zwei Jahren gewählt wurden, hieß es: Wenn sich kein neuer Vorstand findet, muss sich der GEB auflösen. Inzwischen haben wir sicheres Fahrwasser erreicht und sind wesentlich besser aufgestellt. Wer die Thematik mag — man muss dazu nicht mal Kinder haben —, kann bei uns nicht nur mitmachen, sondern auch seine Ideen einbringen und wirklich Dinge bewegen.
Das klingt jetzt aber fast ein wenig, als würden Sie einen Nachfolger suchen...
Kriebel:(lacht) Nein, meine Mission ist noch nicht erfüllt.
Singer: Ja, es gibt für uns noch viel zu tun.
Die Jahresversammlung des GEB mit Neuwahl des Vorstands findet am Donnerstag, 8. November, um 19 Uhr im Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Straße 6, statt. Wer sich über die Arbeit des GEB informieren oder diese unterstützen will, wendet sich per Mail an:
geb.nuernberg@gmx.de
www.geb.nuernberg.de
Interview: Volkan Altunordu, Nürnberger Stadtanzeiger